Filmbeschrieb

Ursula - Leben in Anderswo

von Rolf Lyssy
Montag
14
Mai
2012
Kino Gotthard, Zug
um 20.00 Uhr
Der Film wurde bereits gezeigt – keine Tickets mehr erhältlich.

Anmerkungen des Regisseurs:
" Als ich 1965 als Kameramann und Cutter bei «Ursula oder das unwerte Leben» mitarbeitete, lernte ich die 14-jährige Ursula kennen. Ein rätselhaftes menschliches Wesen, das mich sofort in seinen Bann zog. Zur ersten Begegnung mit Ursula war es so gekommen: Reni Mertens und Walter Marti drehten zusammen mit dem Kameramann Hans Peter Roth anfangs der 60er-Jahre Aufnahmen mit der damals prominenten, inzwischen längst als Pionierfrau der Heilpädagogik anerkannten und mit dem Ehrendoktortitel der Universität Zürich ausgezeichneten Mimi Scheiblauer (1891–1968). Sie hatten der weit über sechzigjährigen, energischen Frau bei ihrer musikalisch-rhythmischen Arbeit mit unterschiedlich behinderten Kindern zugeschaut.

Unter Mimi Scheiblauers Kindern war auch ein in sich versunkenes, hübsches Mädchen mit langen blonden Haaren, schönen grossen Augen und wohlgeformten Ohren. Doch das kleine Mädchen, das aussah wie vier, war damals bereits 12-jährig und von Geburt an taubblind. Zusammen mit Mertens und Marti entschlossen wir uns, mit ihr und ihrer Pflegemutter zusätzliche Aufnahmen zu drehen und diese mit dem bestehenden Material zu einem Dokumentarfilm zu montieren. Im Herbst 1966 fand die Première statt, «Ursula oder das unwerte Leben» wurde zu einem unerwartet grossen Erfolg.

Im Frühling 2009 besuchte ich Ursulas Pflegemutter Anita Utzinger und es gab eine erste Wiederbegegnung mit der bald 60-jährigen Ursula, die nichts hört, nichts sieht und höchstens dann und wann einen undefinierbaren Laut von sich gibt. Damals wie heute ein grosses Rätsel, das ein Geheimnis, etwas Traumwandlerisches in sich birgt, dem nur menschliche Zuwendung folgen kann. Davon und noch von ein paar Dingen mehr im Zusammenhang mit dem Wert des Lebens berichtet «Ursula – Leben in Anderswo», 46 Jahre nach meiner ersten Begegnung mit Menschen, die den Schwächsten in unserer Gesellschaft ihre Menschlichkeit entgegenbringen und dafür etwas zurückbekommen, das nur in Menschlichkeit zu bemessen ist."

Dokumentarfilm von Rolf Lyssy
CH 2011, 86 Min., Schweizerdeutsch

Idee und Regie:
Rolf Lyssy
Drehvorlage
:
Walo Deuber
Kamera
:
Elia Lyssy
Originalton:
Reto Stamm
Musik:
Geschwister Küng, Micha Bar-Am, Omri Hason, Delia Mayer
Schnitt:

Rainer M. Trinkler
Produktion:
Rose-Marie Schneider

Infos zum Filmabend

Rolf Lyssy ist anwesend

Den Vorgängerfilm "Ursula oder das Unwerte Leben" zeigte FLIZ am 5. 2. 2001.
Als Ergänzung zum aktuellen Film im FLIZ-Programm zeigt Kino Zug am selben Tag um 18:00 "Ursula oder das unwerte Leben" ebenfalls im Kino Gotthard.