"Wenn ich mal gross bin, dann bin ich frei", diese Hoffnung hielt die Protagonistin des Films, Jacqueline von Kaenel, lange Zeit aufrecht.
Aufgewachsen im Franco-Spanien mit drei weiteren Geschwistern, in einem System permanenter Unterdrückung, besonders durch die strenge Mutter, gelang es ihr, trotz allem erfahrenen Leids, Kinder- und Familienpsychologin zu werden.
Ihr Anspruch, als Mutter perfekt zu sein, die Sehnsucht nach einem starken Mann, die Suche nach der eigenen Identität, all diese Fragen zum Schlüssel ihres Lebens dringen schonungslos an die Oberfläche, als sie erfährt, dass sie an Krebs erkrankt ist und bald sterben muss. Unvermittelt tauchen die Erlebnisse ihrer Kindheit wieder auf und sie nutzt die verbleibende Zeit, um sich ihrer Biografie mit radikaler Ehrlichkeit zu stellen. Selten ist ein Widerspruch stärker zuspüren, als beim Betrachten der idyllischen Familienfotos einer Vorzeigefamilie schweizerisch, preussischen Ursprungsund dem subjektiv Erlebten, das dem Zuschauer vermittelt wird.
Kaspar Kasics ist es gelungen, einen rücksichtsvollen, feinsinnigen Film zu drehen, der nicht die Krankheit und den bevorstehenden Tod thematisiert, sondern das Leben und aufzeigt, wie alles zusammen hängt. Fotos und Interviews werden untermalt mit ruhiger Musik und ergänzt mit animierten Zeichnungen, die während des Films entstehen und der Phantasie Spielraum lassen.
Ein Film der nachwirkt und Schein und Sein einmal mehr hinterfragen lässt.
CH 2017
DCP, 90 Min., color, OV CH-D/d
Regie/Buch:
Kaspar Kasics
Produktion:
Kaspar Winkler, Sabine Girsberger (The Production GmbH)
Kamera:
Eric Stitzel, Kaspar Kasics
Editing:
Isabel Meier
Location Sound Mix:
Marco Teufen, Jean-Pierre Gerth, Thabea Furrer
Sound Editing:
Simone Weber
Rerec Sound Mix:
Stephan Konken
Musik:
Kaspar Kasics
Animation/Figuren:
Anja Kofmel
Kaspar Kasics ist anwesend.
Kaspar Kasics war im Juni 2001 mit seinem Film "Blue End" bereits einmal bei FLIZ zu Gast und nochmals im Januar 2004 als Mitautor der Gemeinschaftsproduktion "Downtown Switzerland"